Kunst & Kultur, Wissenschaft & Generationen

Zwischen Kaffeerunde und Gottesdienst: Menschen mit Demenz in Bad Alexandersbad

Im Januar 2025 haben das Curatorium Altern gestalten und die Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken gemeinsam den Starterkurs „Kultur, Vielfalt & Älter werden“ abgeschlossen. Dieser Kurs richtete sich in drei intensiven Modulen an insgesamt 17 Teilnehmende aus Organisationen, Vereinen und Einrichtungen in Oberfranken, die Menschen mit und ohne Demenz in kulturelle, künstlerische, naturbezogene und freizeitgestaltende Angebote einbeziehen möchten.

Das besondere Engagement von Heidi Sprügel

Eine der Teilnehmenden war Heidi Sprügel, pädagogische Mitarbeiterin am Evangelischen Bildungszentrum Bad Alexandersbad. Nicht nur in ihrer beruflichen Tätigkeit, sondern auch im ehrenamtlichen Engagement liegt ihr das Wohl älterer Menschen am Herzen: Gleich gegenüber ihrer Wirkungsstätte befindet sich das Altenheim St. Michael, in dem Frau Sprügel gemeinsam mit Pfarrerin Heloisa Dalferth einmal im Monat einen gemütlichen Kaffeenachmittag veranstaltet.

Ein Herz macht die Runde: Begegnung auf Augenhöhe

Zentraler Programmpunkt dieser Treffen ist die Runde mit einem großen Herz, das von Hand zu Hand wandert und das Gespräch eröffnet. „Was habe ich lieb gewonnen?“ – diese Frage lädt Anwesende mit und ohne Demenz dazu ein, persönliche Erinnerungen zu teilen, über liebgewonnene Gewohnheiten zu sprechen und neue Gesprächsanstöße zu entdecken. Auf diese Weise entsteht ein Raum, in dem Vorurteile schwinden und jeder Mensch – ob mit Demenz oder ohne – als wertvoller Gesprächspartner wahrgenommen wird. Die musikalische Begleitung am Klavier durch Frau Sprügel weckt häufig vertraute Melodien und lädt zum Mitsingen ein, während Pfarrerin Dalferth biblische Impulse beisteuert. Abgerundet werden diese Nachmittage durch den Duft selbstgebackener Kuchen, mit dem Ehrenamtliche aus dem Ort für gemütliches Beisammensein sorgen.

Praxisnahe Impulse aus dem Starterkurs

Anlässlich der Urkundenübergabe schilderte Frau Sprügel begeistert, wie sehr sie von den praxisnahen Impulsen im kulturgeragogischen Onlinekurs profitieren konnte:

„Die Schulung hat mir nicht nur neue Ideen an die Hand gegeben, sondern vor allem Mut gemacht, neue Wege zu gehen, um Älteren und Menschen mit Demenz kulturelle und spirituelle Teilhabe zu ermöglichen. Ich habe erfahren, wie wichtig es ist, Barrieren – auch in den Köpfen – abzubauen und ein offenes, inklusives Umfeld zu schaffen.“

Demenzfreundliche Gottesdienste als nächster Schritt

Diese neugewonnene Inspiration möchte Frau Sprügel in kommenden Projekten verwirklichen. Gemeinsam mit der Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken arbeitet sie bereits an dem Konzept „Demenzfreundliche Gottesdienste“ für den Landkreis Wunsiedel und Hof. Ihr Ziel: Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen durch einfühlsame und bedarfsgerechte Gestaltung einen Zugang zu christlichen Feiern zu ermöglichen und ihnen zu zeigen, dass sie auch im Glaubensleben wertgeschätzt und willkommen sind.

Multiplikatoren in Oberfranken

Für Georg Weigl vom Curatorium Altern gestalten und Ute Hopperdietzel von der Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken ist dieser Kursabschluss nur der Anfang:

„Die 17 Teilnehmenden sind jetzt Multiplikatoren, die ihr erworbenes Wissen in ganz Oberfranken weitertragen und an ihren Einsatzorten lebendig werden lassen.“

Tatsächlich zeigt das Beispiel von Heidi Sprügel bereits eindrucksvoll, wie viel Begeisterung und Herzblut entstehen kann, wenn Menschen sich gezielt weiterbilden, um gemeinsam mit und für Menschen mit Demenz aktiv zu sein.

Zeichen für gelebte Inklusion

Der Starterkurs „Kultur, Vielfalt & Älter werden“  hat damit ein klares Zeichen gesetzt: Inklusion, Wertschätzung und das Miteinander von Jung und Alt, von Menschen mit und ohne Demenz, können in allen Lebensbereichen gestärkt werden. Mit Angeboten wie dem Kaffeenachmittag im Altenheim St. Michael und den geplanten demenzfreundlichen Gottesdiensten wird die Botschaft in die Praxis getragen – und trägt hoffentlich noch viele weitere Früchte im ganzen Landkreis.