Gleichbehandlung, Medien & Film, Organisation

Lange Nacht der Wissenschaften Berlin: Das Alter und ältere Menschen im Film

Gruppenbild von links nach rechts: Dr. Frank Berner (DZA), Sabine L. Distler (Curatorium Altern gestalten), Prof. Dr. Verena Klusmann (HS Furtwangen), Brigitte Stumm (Mittenmang Seniorenredaktion und FILM Beirat60plus)

DAS ALTER UND ÄLTERE MENSCHEN IM FILM: ZU BESCHÖNIGEND, ZU NEGATIV ODER DOCH REALITÄTSNAH?

Am Abend des 22. Juni fand im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften in Berlin eine herausragende Veranstaltung statt, die Film- und Wissenschaftsinteressierte gleichermaßen anzog. Um 21:15 Uhr versammelten sich etwa 80 Gäste verschiedener Generationen im Hörsaal 1094 der Humboldt-Universität, um an dieser spannenden Film-Session teilzunehmen. Die Veranstaltung wurde mit großem Engagement und Professionalität von Stefanie Hartmann vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) vorbereitet. Anhand sorgfältig ausgewählter Filmausschnitte wurden die vielfältigen Facetten des Alterns und dessen Darstellung im Film eingehend beleuchtet und diskutiert.*

Höhepunkte der Veranstaltung

Die Moderation lag in den Händen von Dr. Frank Berner, Leiter der Geschäftsstelle der Altersberichte der Bundesregierung und renommierter Forscher am DZA. Auf dem Podium brachten diese Expertinnen unterschiedlicher Disziplinen ihre Perspektiven ein:

Prof. Dr. Verena Klusmann, Expertin für Altersbilder und Wissenschaftlerin an der Hochschule Furtwangen gab einen detaillierten Überblick über den derzeitigen Forschungsstand und präsentierte das White Paper der Hochschule Furtwangen, das sechs Impulse für eine differenzierte Darstellung des Alters gibt. Sie betonte: „Es ist essentiell, dass die Medien Altersbilder zeigen, die der Vielfalt der realen Lebenserfahrungen gerecht werden.“

Ruth Reinecke, eine vielseitige Schauspielerin, kritisierte die aktuelle Medienlandschaft, die sich häufig auf ein jüngeres Publikum fokussiert und ältere Generationen vernachlässigt. Sie setzt sich vehement für die Kampagne Palais F*luxx ein, um die Sichtbarkeit älterer Menschen zu erhöhen. Ruth Reinecke postuliert: „Es ist an der Zeit, dass die Filmindustrie das Potenzial älterer Schauspieler vollständig ausschöpft und nicht nur auf Stereotype zurückgreift.“

Brigitte Stumm, Medizinsoziologin, die während ihrer beruflichen Zeit in politischen Gremien gearbeitet hat und sich heute in der Seniorenredaktion Mittenmang beim Alex Sender Berlin  sowie im bundesweiten FILMbeirats 60plus engagiert. Sie setzt sich für eine reflektiertere Darstellung des Alters ein, indem sie gängige Altersklischees hinterfragt und positive Altersbilder in den Medien fördert. Brigitte Stumm unterstrich: „Es braucht mehr Sensibilität und Authentizität in der Darstellung des Älterwerdens, um die Vielfalt und Komplexität dieser Lebensphase adäquat zu vermitteln.“

Sabine L. Distler, Geschäftsführerin von Curatorium Altern gestalten und Initiatorin von SilberFILM sowie dem FILM Beirat 60plus, betonte die Notwendigkeit einer inklusiven Darstellung älterer Menschen in den Medien und machte auf die oft ignorierte Gruppe hochaltriger Filmkonsumenten und Menschen mit Demenz aufmerksam. Sie sagte: „Filme sind nicht nur Unterhaltung, sondern spiegeln gesellschaftliche Realitäten wider. Es ist an der Zeit, dass auch die älteste Generation sich darin wiederfinden können.“

Fazit

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und bot wertvolle Einblicke in die Darstellung des Alters im Film. Die Kombination aus anregenden Diskussionen und eindrucksvollen Filmausschnitten trug dazu bei, ein tieferes Verständnis für die Komplexität des Themas zu fördern. Die Lange Nacht der Wissenschaften in Berlin hat erneut gezeigt, wie wichtig und bereichernd der interdisziplinäre Austausch zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft ist. Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen, die ähnlich inspirierende Einblicke bieten werden.

* Gezeigt wurden Auszüge aus folgender Filme:

  • „2 Freunde“ (Regie: Rick Ostermann) –>Freundschaft, Männer
  • „Die Luft, die wir atmen“ (Regie: Martin Enlen) –>Pflegeheim, Autonomie, Paarbeziehungen.
  • „Enkel für Fortgeschrittene“ (Regie: Wolfgang Gros) –>aktives Altern, Generationenbeziehungen
  • „Honig im Kopf“ (Regie: Til Schweiger) –>Herausforderungen von Demenz
  • „Oma ist verknallt“ (Regie: Markus Herling) –> Generationenbeziehungen
  • „Die goldenen Jahre“ (Regie: Barbara Kulcscar) –> Paarmodelle, Paarentwicklung
  • „Altersglühen, Speeddating für Senioren“ (Regie: Jan Georg Schütte) –> Beziehungen im Alter